Lernprozesse in der Sprachdomäne

Lernen ist ein kontinuierlich andauernder Prozess, der in allen Modalitäten stattfindet. Unser Hauptinteresse in Bezug auf Hirnfunktion liegt darin zu untersuchen, inwieweit generelle Lernmechanismen auf Sprache zutreffen. Mit Hinblick auf Hirnanatomie interessieren wir uns speziell für das Zusammenspiel von kortikalen und subkortikalen Strukturen. Wir erforschen sowohl Lernmechanismen als auch die das Lernen unterstützenden Faktoren wie Musik, soziale Interaktion oder Rhythmus. Wir interessieren uns ebenso für inter-individuelle Unterschiede und deren Einfluss auf das Lernen. Weiterhin untersuchen wir inwieweit später Spracherwerb, beispielsweise bei anomischen Patienten und bei Zweitspracherwerb, den gleichen Prozessen unterliegt und mit den gleichen neuronalen Strukturen verarbeitet wird wie früher Spracherwerb. Zu diesem Zweck führen wir sowohl Verhaltensexperimente als auch Untersuchungen mit bildgebenden Verfahren wie EEG, EEG-Oscillationen und fMRT durch.

 

Der Einfluss von Musik auf das Erlernen von Wörtern in gesunden Versuchspersonen und anomischen Patienten 

Laura Verga

Ziel dieses Projekts ist es zu untersuchen, ob Musik das Lernen neuer Wörter für bereits bekannte Bedeutungskonzepte in gesunden Probanden und das Wiedererlernen von Wörtern in anomischen Patienten unterstützen kann. Wir untersuchen diese Fragestellungen mit einem interaktiven Ansatz, bei dem jeweils zwei Partner eine Lernaufgabe gemeinsam bewältigen. Dies ermöglicht uns, den Einfluss von sozialer Interaktion beim (Wieder-) Erlernen von Sprache zu berücksichtigen.

 

Zweitspracherwerb als ein Fallbeispiel des Wiedererlernens 

Patricia Roman

Das Erwerben einer Zweitsprache erfordert nicht nur, dass Assoziationen zwischen neuen Bezeichnungen und bekannten Konzepten, sowie Abhängigkeiten zwischen Wörtern zur Bildung von Sätzen hergestellt werden sondern auch, dass eine Re-Organisation des bisherigen Wortschatzes stattfinden muss. Wir untersuchen, inwieweit der Prozess des Wiedererlernens, der dem Erlernen einer neuen Sprache zugrunde liegt, generellen Lernmechanismen unterliegt. Des Weiteren erforschen wir, ob Wiedererlernen über die gleichen Hirnstrukturen, den Hippocampus und das Striatum, erfolgt, wie andere Formen des Lernen und in wieweit dabei eine Hoch- und Runter-Regulation zwischen den beiden Strukturen vorliegt.

 

Das Lernen phonotaktischer Regeln durch Feedback

Iris Nikola Knierim

In diesem Projekt untersuchen wir das Erlernen einfacher phonotaktischer Regeln im Kontext von Feedback-getriebenem Lernen. Zwei Aspekte sind dabei von besonderem Interesse:

1. Wie verläuft der Lernprozess auf behavioraler und neuronaler Ebene?

2. Wie lassen sich starke inter-individuelle Unterschiede zwischen Versuchspersonen erklären? Um diese Fragen zu beantworten, führen wir sowohl Verhaltensexperimente als auch ein fMRT-Experiment durch.

 

Inter-individuelle Unterschiede und Zweitspracherwerb

M. Paula Roncaglia-Denissen

Wir untersuchen inter-individuelle Unterschiede, wie z.B. Arbeitsgedächtnis- und Kurzzeitgedächtniskapazität, und die Fähigkeit rhythmische Hinweisreizen aus der gesprochenen Sprache zu extrahieren und auf die Sprachverarbeitung anzuwenden. Dieser Ansatz dient dazu herauszufinden, ob und inwiefern diese inter-individuellen Unterschiede die große Varianz in der L2-Leistung unter Sprechern der gleichen Muttersprache erklären können.

 

Kollaborationen

Dr. Maren Schmidt-Kassow
Institute of Medical Psychology, Johann Wolfgang Goethe University, Frankfurt am Main, Germany

Dr. Michel Hoen
Centre de Recherche en Neurosciences de Lyon, Equipe Dynamique Cérébrale et Cogni-tion, INSERM U1028 - CNRS UMR5292

Dr. Bertram Opitz
University of the Saarland, Saarbrücken, Germany

Dr. Barbara Tillmann
Cognition Auditive et Psychoacoustique, UMR 5020, CNRS – Universite Claude Bernard - Lyon 1, France

Dr. Daniel Margulies
Max-Planck-Forschungsgruppe "Neuroanatomie und Konnektivität"; MPI for Human Cog-nitive and Brain Sciences, Leipzig, Germany

 

Veröffentlichungen

Schmidt-Kassow, M.; Roncaglia-Denissen, M. P.; Kotz, S. A.: Why pitch sensitivity matters: Event-related potential evidence of metric and syntactic violation detection among Spanish late learners of German. Frontiers in Psychology 2, 131 (2011)
Schmidt-Kassow, M.; Rothermich, K.; Schwartze, M.; Kotz, S. A.: Did you get the beat? Late proficient French-German learners extract strong-weak patterns in tonal but not in linguistic sequences. NeuroImage 54 (1), S. 568 - 576 (2011)
Schmidt-Kassow, M.; Kulka, A.; Gunter, T. C.; Rothermich, K.; Kotz, S. A.: Exercising during learning improves vocabulary acquisition: Behavioral and ERP evidence. Neuroscience Letters 482 (1), S. 40 - 44 (2010)
Opitz, B.; Kotz, S. A.: Ventral premotor cortex lesions disrupt learning of sequential grammatical structures. Cortex 48 (6), S. 664 - 673 (2012)

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