Bernhard Sehm mit DPG-Preis ausgezeichnet

Würdigung herausragender Forschungsarbeit zur Parkinson-Erkrankung

20. April 2015

Im Rahmen des diesjährigen Deutschen Parkinson-Kongresses in Berlin wurde am Samstag der Forschungspreis der Gesellschaft an Dr. Bernhard Sehm vom Leipziger MPI sowie an Dr. Kathrin Doppler und Dr. Gesine Respondek für ihre herausragenden Forschungsarbeiten verliehen. Die Deutsche Parkinson Gesellschaft (DPG) würdigte mit der Preiszuerkennung an Dr. Bernhard Sehm dessen innovative Arbeit zur trainingsinduzierten strukturellen Gehirnplastizität bei der Parkinsonerkrankung.

Das Idiopathische Parkinson-Syndrom (IPS) zählt zu den neurodegenerativen Erkrankungen. Durch das Absterben von Nervenzellen, die Dopamin produzieren, entsteht ein Mangel an diesem Botenstoff im Gehirn. Dies vermindert die aktivierende Wirkung auf das extrapyramidalmotorische System (EPMS) des Gehirns. Die Folge sind fortschreitende Muskelstarre und Muskelzittern, Bewegungsverlangsamung oder sogar Bewegungsunfähigkeit.

Gegenwärtig ist es nicht möglich, die Krankheit ursächlich zu bekämpfen. Lediglich eine Hinauszögerung oder Milderung der Symptome gelingt mit dem derzeitigen Erkenntnisstand. Das wichtigste Ziel der Forschung ist daher die Erschließung wirksamer Behandlungsmethoden, was ein grundlegendes und umfassendes Verständnis der Wechselwirkungen betroffener Gehirnregionen erfordert.v

In seiner Längsschnittstudie hatte Sehm mit seinem Team Parkinson-Patienten eine komplexe Gleichgewichtsaufgabe über einen längeren Zeitraum hinweg erlernen lassen und dabei strukturelle neuronale Reorganisationsprozesse mit der Magnetresonanztomografie untersucht. Er konnte erstmals zeigen, dass gezieltes Training bei den Patienten zu einer signifikanten Verbesserung der Balancefähigkeit führte, und damit einhergehend morphometrisch messbaren strukturelle Reorganisationsprozesse im Gehirn induzierte.

Außerdem fand er heraus, dass im Gegensatz zu gesunden Menschen bei Parkinsonpatienten verstärkt dass Kleinhirn (Cerebellum) traingsinduzierte Veränderungen aufweist. Damit rücken das Cerebellum, der zweitgrößte Teil des Gehirns mit besonders hoher Zelldichte in den Blickpunkt der Forschung. Es ist nicht direkt von der Neurodegeneration bei der Parkinson-Erkrankung betroffen und könnte so eine wichtige kompensatorische Funktion bei dieser häufigen neurologischen Erkrankung innehaben. Dies ist ein Ansatzpunkt zur Entwicklung von Methoden zur Modulation des Cerebellum, um entsprechende neuroplastische Prozesse induzieren zu können.

Die Deutsche Parkinson-Gesellschaft betreibt intensiv die Förderung der Erforschung der Krankheit und verleiht den DPG-Forschungspreis im Abstand von zwei Jahren an Wissenschaftler, die herausragende Arbeiten auf diesem Gebiet geleistet haben.

Zur Redakteursansicht