Ehemalige Max-Planck-Forschungsgruppe Neurokognition der Musik

Im Laufe des vergangenen Jahrzehnts wurde Musik zunehmend als wertvolles Werkzeug zur Erforschung menschlicher Kognition und zugrunde liegender neuronaler Korrelate entdeckt. Musik ist einer der ältesten und grundlegendsten sozial-kognitiven Bereiche des Menschen. Es wird angenommen, dass die menschlichen musikalischen Fähigkeiten eine phylogenetische Schlüsselrolle für die Evolution von Sprache hatten, und dass gemeinschaftliches Musizieren wichtige evolutionäre Funktionen wie Kommunikation, Kooperation, Gruppenkoordination und soziale Kohäsion hatte bzw. hat. Ähnlich wird im Hinblick auf die Ontogenese angenommen, dass Kleinkinder Sprache auf Basis prosodischer Information erwerben, und dass musikalische Kommunikation in früher Kindheit (wie z. B. Spiel-, Wiegen- und Schlaflieder) eine wichtige Rolle für die Entwicklung emotionaler, kognitiver und sozialer Fertigkeiten von Kindern spielen.

Musik ist ein allgegenwärtiges Phänomen: In allen menschlichen Kulturen haben Menschen Musik gemacht und sich an Musik erfreut. Nur Menschen komponieren, erlernen das Spielen von Musikinstrumenten, und nur Menschen machen Musik in Gruppen. Gemeinschaftliches Musikmachen ist eine höchst anspruchsvolle Aufgabe für das menschliche Gehirn, an dem praktisch alle uns bekannten kognitiven Prozesse beteiligt sind: Musikmachen involviert Wahrnehmung, Handlung, Lernen, Gedächtnis, Emotion, soziale Kognition, usw. Dieser Reichtum mach Musik zu einem idealen Instrument zur Erforschung des menschlichen Gehirns.

Wenn wir Musik hören, wird die auditorische Information in unterschiedlichen Bereichen des Gehirns verarbeitet; daraufhin treten möglicherweise körperliche Effekte auf, und/oder die musikalische Wahrnehmung wird bewußt. Unsere Gruppe erforscht unterschiedliche Module der Musikperzeption. Unsere Forschungsarbeit soll aus Sicht der biologischen Psychologie die neuronalen Grundlagen der Musikperzeption (und weitere damit zusammenhängende physiologische Prozesse) beschreiben und erklären.

Zur Redakteursansicht