Ehemalige Otto-Hahn-Gruppe Neuronale Grundlagen von Intonation in Sprache und Musik

Sprache und Musik sind einzig menschliche Formen der Kommunikation. Die ihnen zugrundeliegenden kognitiven Prozesse und Hirnnetzwerke bilden den Fokus der Otto-Hahn-Gruppe. Insbesondere untersuchen wir Melodie und Tonfall—potenziell gemeinsame Vorläufer von Sprache und Musik—und deren Wirkung auf Sprachverstehen, Musikproduktion sowie zwischenmenschliche Interaktion. Hierfür verbinden wir neurowissenschaftliche Methoden (z.B. strukturelle und funktionelle Magnetresonanztomographie, Elektroenzephalographie oder transkranielle Magnetstimulation) mit Sichtweisen der Kognitions- und Sozialpsychologie, Linguistik (Phonetik, Pragmatik) und Musiktheorie. Insgesamt zeigt unsere Forschung, dass die Kommunikation ohne Worte—über Melodie und Tonfall in Sprache und Musik—durch audio-motorische, sozio-kognitive und affektive Hirnnetzwerke gesteuert wird. Deren Integrität und dynamische Interaktion fördern den Erfolg sozialer Interaktion und gegenseitiges Verständnis.

 

Sprachliche Kommunikation und Prosodie

Der Tonfall in Sprache—die Prosodie—unterstützt nicht nur unser Sprachverstehen; er verrät oft auch mehr über die Einstellungen und Absichten eines Sprechers als der Wortlaut selbst. Über die akustische Manipulation von Sprachaufnahmen induzieren wir zwischenmenschliche Missverständnisse im Labor und bestimmen dabei die neuronalen Netzwerke, die es uns ermöglichen, Prosodie und deren soziale Bedeutung zu entschlüsseln. Durch die Testung geschulter Schauspieler oder Sprecher von Tonsprachen (z.B. Chinesen) erfassen wir zudem interindividuelle und interkulturelle Unterschiede in der Nutzung von und Sensititivät für die Bedeutung des Tonfalls.


Publikationen


Hellbernd, N.; Sammler, D.: Neural bases of social communicative intentions in speech. Social Cognitive and Affective Neuroscience 13 (6), S. 604 - 615 (2018)
Sammler, D.; Kotz, S. A.; Eckstein, K.; Ott, D. V. M.; Friederici, A. D.: Prosody meets syntax: The role of the corpus callosum. Brain 133 (9), S. 2643 - 2655 (2010)
Sammler, D.; Grosbras, M.-H.; Anwander, A.; Bestelmeyer, P. E. G.; Belin, P.: Dorsal and ventral pathways for prosody. Current Biology 25 (23), S. 3079 - 3085 (2015)

In den Medien


 

Musikalischer Ausdruck

Die Melodieführung in Musik bestimmt nicht nur unser ästhetisches Empfinden; zusammen mit anderen musikalischen Parametern bietet sie Musikern auch ein festes Gerüst, das beim Musizieren die eigenen Handlungen und deren Abstimmung mit anderen Musikern leitet. Über die Aufzeichnung der Hirnaktivität während des Klavierspielens—Solo oder im Duett—bestimmen wir die neuronalen Prozesse, mit denen Musiker sich selbst und ihrem Stück instrumentell Ausdruck verleihen. Durch den Vergleich von Musikern verschiedener Genres, z.B. Klassik und Jazz, erfassen wir zudem trainingsbedingte Unterschiede und deren Einfluss auf musikalische Interaktion.


Publikationen


Bianco, R.; Novembre, G.; Keller, P. E.; Villringer, A.; Sammler, D.: Musical genre-dependent behavioural and EEG signatures of action planning: A comparison between classical and jazz pianists. NeuroImage 169, S. 383 - 394 (2018)
Bianco, R.; Novembre, G.; Keller, P. E.; Kim, S.-G.; Scharf, F.; Friederici, A. D.; Villringer, A.; Sammler, D.: Neural networks for harmonic structure in music perception and action. NeuroImage 142, S. 454 - 464 (2016)
Sammler, D.; Novembre, G.; Koelsch, S.; Keller, P. E.: Syntax in a pianist's hand: ERP signatures of "embodied" syntax processing in music. Cortex 49 (5), S. 1325 - 1339 (2013)

In den Medien


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