Ehemalige Minerva-Forschungsgruppe Neurokognition von Rhythmus in der Kommunikation
Das primäre Ziel der selbständigen Forschungsgruppe besteht darin, den fazilitierenden Einfluss prädiktiver Merkmale in der Kommunikation zu untersuchen. Dabei konzentrieren wir uns auf rhythmische, formale und emotionale Merkmale im kommunikativen Signal, um die Faktoren zu identifizieren, die die Extraktion solcher Merkmale und die daraus entstehenden Vorhersagen beeinflussen. Darüber hinaus untersuchen wir, die funktionellen und neuroanatomischen Verbindungen zwischen spezialisierten Verarbeitungssystemen (Sprache, Sprechen, Lernen, Emotion und Sensomotorik) in Bezug auf unterschiedliche Formen prädiktiver Merkmale wie Rhythmus und Emotion. Wir wenden dabei behaviorale, elektrophysiologische und bildgebende Verfahren an, und testen gesunde Teilnehmer sowie diverse Patientenpopulationen.
Zeit, Emotion und das sensomotorische System
Zur Zeit arbeiten wir mit Parkinsonpatienten, Personen mit Sprechunflüssigkeiten und Patienten mit fokalen Basalganglien- und Kleinhirnläsionen. Mittels behavioraler (Sensomotorische Synchronisation) und elektrophysiologischer (EKPs) Methoden untersuchen wir spezifische Aspekte zeitlicher und emotionaler Verarbeitung in diesen Gruppen. Unser Hauptanliegen ist es, die Beteiligung subkortikaler Strukturen und deren kortikale Verbindungen in diesen Prozessen zu differenzieren. Zusätzlich berücksichtigen wir die Seitigkeit der entsprechenden Pathologien.
Die Rolle zeitlicher und formaler Hinweisreize in der Kommunikation
Unsere Forschung basiert auf der Annahme, dass für den Prozess des Sprachverstehens kontinuierlich Vorhersagen über zukünftiger Sprachereignisse generiert werden. Weiterhin nehmen wir an, dass diese Vorhersagen auf der Grundlage extrahierbarer Hinweisreize etabliert werden. Wie diese Hinweisreize extrahiert werden und welche Hinweisreize schließlich für das Aufstellen von Vorhersagen genutzt werden, sind in diesem Kontext noch weiter zu erforschende Fragestellungen. Schließlich widmet sich unsere Forschung der Frage, wie diese Vorhersagen die Prozesse der Sprachverarbeitung erleichtern.
Die Rolle emotionaler Hinweisreize in der Kommunikation
Ein kontextueller Aspekt, der das Verstehen beeinflussen kann, ist der emotionale Gehalt des kommunikativen Signals. Emotionale Hinweisreize ziehen die Aufmerksamkeit auf sich und unterstützen so eine effektive Informationsverarbeitung. Diese können im vokalen Ausdruck, in der Mimik und in der Körpersprache enthalten sein. Kongruenz zwischen den verschiedenen Modalitäten erleichtert die Verarbeitung, während inkongruente Reize das Verstehen behindern können. Zur Zeit führen wir EKP-, fMRT- und Verhaltensstudien mit gesunden Probanden sowie Parkinson-Patienten durch.
Lernprozesse in der Sprachdomäne
Lernen ist ein kontinuierlich andauernder Prozess, der in mehreren Modalitäten stattfindet. Unser Hauptinteresse liegt darin zu untersuchen, inwieweit generelle Lernmechanismen auf Sprache zutreffen. Wir erforschen daher sowohl Lernmechanismen als auch die das Lernen unterstützenden Faktoren wie Musik, Rhythmus und soziale Interaktion. Wir interessieren uns ebenso für inter-individuelle Unterschiede und deren Einfluss auf das Lernen. Des Weiteren untersuchen wir inwieweit der späte Spracherwerb, beispielsweise bei anomischen Patienten und bei Zweitspracherwerb, den gleichen Prozessen unterliegt und mit den gleichen neuronalen Strukturen korreliert wird wie früher Spracherwerb. Zu diesem Zweck führen wir sowohl Verhaltensexperimente als auch Untersuchungen mit bildgebenden Verfahren wie EEG und fMRT durch.