Your Brain is Your Brain

Kunst trifft Wissenschaft

27. Mai 2013

Ab 29. Mai ist sie zu sehen, die Ausstellung Your Brain is Your Brain, für die der Berliner Künstler Adib Fricke am Leipziger Max-Planck-Institut (MPI) und der Berlin School of Mind and Brain (BSM) recherchiert hat. Im Dialog mit den Wissenschaftlern sind Ideen entstanden, die nun in Form von Headlines auf Plakaten Ausdruck finden. Alle Plakate widmen sich dem Thema Gehirn und Denken und sind zehn Tage lang im Stadtraum Berlin zu sehen.


Scheinbar schlichte Sätze wie “Dein Ich ist eingebildet.“ konkretisieren in Worten, was sich der Berliner Künstler Adib Fricke gemeinsam mit Forschern von MPI und BSM erarbeitet hat. Als artist in residence recherchierte Fricke am Leipziger Institut und extrahierte seine Sätze gleichsam aus der dort versammelten Wissensfülle. „Wissenschaft wurde zum Anlass für Kunst, und diese wiederum schafft einen ästhetischen Zugang zu wissenschaftlichen Inhalten“, fasst Prof. Dr. Arno Villringer, Direktor der Abteilung Neurologie, das Projekt zusammen. Er und seine Abteilung haben den Künstler im Prozess seiner Wissens- und Ideenfindung begleitet. „Das hat schon viel intensive Arbeit erfordert, um sich hineinzudenken und alles anschließend auf den Punkt zu bringen – und dadurch etwas Wesentliches zu transportieren“, erinnert sich Villringer.

Ein Jahr lang recherchierte Adib Fricke zum menschlichen Gehirn und seiner Funktionsweise. Aus dieser intensiven Beschäftigung mit Ergebnissen der Hirnforschung kristallisierte er die Headlines heraus, die nun auf Plakaten im Berliner Stadtraum zu sehen sind. Nicht zufällig wählte der Künstler das jedem vertraute und allgemein zugängliche Format des Werbeplakats, um seine Sätze zur Funktionsweise unseres Gehirns in alltägliche Lebenssituationen zu projizieren. Die Headlines sind so für alle, ob zufällig oder bewusst gesucht, greifbar und lenken durch ihre eigene ästhetische Qualität den Betrachter auf sich selbst und sein Gehirn.

Zusätzlich kreierte der Künstler eine Internetseite, bedeutungslabor.com, und bat die beteiligten Wissenschaftler um allgemeinverständliche Kurztexten zu den symbolischen und oft provokanten Headlines. „Mit diesen Texten soll ein zusätzlicher Interpretationszugang zu den Headlines zur Verfügung stehen“, argumentiert Fricke, und unterstreicht so die Bedeutung der ästhetischen Erfahrung als Zugangsmöglichkeit zu ad hoc schwer verständlichen wissenschaftlichen Ergebnissen. „Die kurzen Texte sollen vermittelnd wirken und jedem, der den Klick auf die Webseite wagt, einen Hintergrund zu dem jeweiligen Plakat verschaffen.“ Diese Aufgabe stellte manchen Forscher vor größere Probleme als die ursprüngliche Suche nach originellen Slogans – richten sich doch die Texte mal nicht an Fachkollegen, sondern an jedermann , den vorübereilenden Berliner und den schlendernden Touristen.

Dabei ist ein beeindruckendes Werk entstanden: Die Kunst ebnet den Weg zu einer Plattform, auf der sich Mensch und Wissenschaft wieder treffen. „Das Projekt soll uns einerseits die Wissenschaft in unserem Alltagsleben vergegenwärtigen und andererseits gegen die weit verbreitete Vorstellung von der Wissenschaft im Elfenbeinturm ankämpfen“, erklärt Fricke.

Ganz neu ist die Verbindung zur Kunst für die Neurowissenschaft keineswegs, wie Arno Villringer betont: „Als Neurowissenschaftler haben wir immer wieder Kontakt zu Kunst und Künstlern. Man denke nur an das Feld der Neuroästhetik und an die wunderbaren, gerade auch ästhetisch ansprechenden Bilder, die durch unsere eigene Forschung entstehen.“ Dennoch hat dieses Projekt Impulse und Anregungen gegeben und neue Gedankengänge inspiriert. „Für mich ist es eine Exploration ins Ungewisse. Ich finde das sehr spannend und bin begeistert von diesem Weg, der so viele Parallelen zur Grundlagenforschung hat“, meint Villringer und verweist auf eine gewisse Ergebnisoffenheit, die beides kennzeichnet: das künstlerische Projekt und manche Gebiete der Grundlagenforschung, wie sie auch an Max-Plack-Instituten betrieben wird.

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