Warum Jazz und Klassik sich so selten treffen

22. Juli 2019
Musik als Vermittlerin, die Grenzen überschreitet, und das Orchester als Ort der Teilhabe, Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit: Das sind die Ideen hinter dem Festival Young Euro Classic. Bei der 20. Ausgabe treten noch bis Anfang August die besten Jugendorchester aus aller Welt in Berlin auf. Am 25.7.2019 war Daniela Sammler beim Abendprogramm „Classic meets Jazz mit Nils Landgren“ die wissenschaftliche Vorgruppe zum hochkarätigen Konzert des bekannten europäischen Jazzmusikers. „Warum Jazz und Klassik sich so selten treffen“, erklärte sie in ihrem Vortrag und zeigte, welche Spuren das Musikmachen im Gehirn hinterlässt.  
Zum Auftakt des Konzerts mit jazzigem Funk und unkonventioneller Klassik mit der Jazz-Legende Nils Landgren stellte Daniela Sammler ihre Forschung über Hirnplastizität von Musikern vor: Musizieren regt die Entwicklung der neuronalen Kommunikationskanäle zwischen beiden Gehirnhälften an. Neben dem konzentrierten Hören und motorischen Übungen wirken sich aber auch unterschiedliche musikalische Anforderungen, wie sie Jazz und Klassik stellen, auf die Hirnphysiologie von Musikern aus. Wie sich das praktisch anhört, konnten die 160 Zuhörer erleben. Zwei Pianistinnen interpretierten Schuberts „Ungarische Melodie – Felicitas Eickelberg zunächst in der klassischen Form, Julia Kadel lieferte eine freie Jazzimprovisation desselben Stücks. Die beiden erörterten im Anschluss die besonderen technischen Herausforderungen und gaben dem Publikum detaillierte Einblicke, welches Training ein oft vermeintlich leicht aussehender künstlerischer Vortrag in beiden Disziplinen erfordert. Die Erkenntnisse aus der Neurowissenschaft können auch erklären, warum nur wenige Musikerinnen und Musiker auf demselben Niveau sowohl Klassik als auch Jazz spielen können.   mehr
Zur Redakteursansicht