Michael A. Skeide erhält ERC Starting Grant

3. September 2019

Der Europäische Forschungsrat (ERC) hat bekannt gegeben, welche Spitzenforscher*innen in Europa mit dem diesjährigen ERC Starting Grant gefördert werden. Unter ihnen ist Michael A. Skeide - er erhält 1,73 Millionen Euro für sein fünfjähriges Projekt "SLANG - How the brain learns to see language". Das Projekt wird grundlegende Erkenntnisse darüber liefern, wie das sich entwickelnde Gehirn das Lesenlernen ermöglicht.

Das lernende Gehirn

In seinem neuen Projekt wird Michael Skeide diejenigen neurobiologischen Ressourcen erforschen, die es Kindern ermöglichen, Lesen zu lernen. Dabei überprüft er die Hypothese, dass das Gehirn keine völlig neuen Verarbeitungsmechanismen für das Lesen entwickelt, sondern auf bestehenden Mechanismen aufbaut, die bereits Säuglingen und auch nicht-menschlichen Primaten die Integration auditiver und visueller Information ermöglichen. Er ist davon überzeugt, dass diese neurobiologischen "Codes" unverzichtbar für das Lesen sind, egal ob Kinder das englische Alphabet, chinesische Zeichen oder Hindi-Aksharas lernen.

Neurowissenschaftliche Feldforschung

Wie Kinder lesen lernen, ist schwierig zu untersuchen, da der Schulunterricht weit mehr als nur Lesen (z.B. Mathematik) umfasst. Um diese Einschränkung zu überwinden, werden in das neue Projekt Kinder aus ländlichen Gebieten Nordindiens einbezogen, für die aus ökonomischen Gründen kein Schulbesuch möglich ist. Im Rahmen des Projekts erhalten diese Kinder in ihren Dörfern gezielt Unterricht im Lesen und werden in einem Kinderradiologiezentrum in Delhi mit modernster fMRT-Technik gescannt. Um die nichtlinearen Dynamiken der neuroplastischen Veränderung im Gehirn zu erfassen, die das Lesen lernen hervorruft, werden 13 fMRT-Scans über einen Zeitraum von vier Jahren durchgeführt.

Implikationen für die frühkindliche Bildung

Die PISA-Studie hat gezeigt, dass die individuellen Lesefähigkeiten von Kind zu Kind sehr unterschiedlich sind. Michael Skeides Projekt widmet sich der Vorhersagbarkeit dieser Variabilität. Dazu sollen die fMRT-Daten nicht nur auf Gruppenebene, sondern einzeln für jedes Gehirn modelliert werden. Auf diese Weise sollen grundlegende leserelevante Fähigkeiten identifiziert werden, die in Frühförderungsprogrammen trainiert werden können, um das individuelle Potenzial jedes einzelnen Kindes zur Entfaltung zu bringen. Die geplanten Arbeiten könnten somit der EU und anderen bildungspolitischen Entscheidungsträgern dabei helfen, Maßnahmen zur Verbesserung der Qualität frühkindlicher Bildung zu gestalten.

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