"O'BRAIN Labor"

Das Zusammenspiel von Adipositas und Gehirn

Motivation:

Bei Menschen mit Adipositas wird oft unvorteilhaftes Entscheidungsverhalten beobachtet. Dies trifft besonders zu, wenn verlockende Optionen mit hohem Belohnungswert zur Auswahl stehen. Das Verhalten kann sogar paradox sein: Die Betroffenen handeln entgegen ihrer expliziten Handlungsabsichten, etwa sich an eine bestimmte Diät zu halten. Neuere Forschung zeigt, dass Adipositas-assoziierten Veränderungen im funktionellen und strukturellen Layout des Gehirns hierbei eine wichtige Rolle spielen. Unser Ziel ist es, die kognitiven und neurobiologischen Ursachen des unvorteilhaften Entscheidungsverhaltens bei Adipositas zu verstehen. Ein wichtiger Aspekt ist hierbei, Risikofaktoren für Adipositas von den erworbenen Veränderungen auf Verhaltens- und neurobiologischer Ebene zu unterscheiden, die während des Entstehens einer Adipositas auftreten.

Forschung:

Wir nutzen funktionelle Magnetresonanztomographie, Verhaltenstestungen, physiologische Maße und sensorische Stimulation in Kombination mit modellbasierten und multivariaten Analysemethoden um unsere Forschungsfragen zu adressieren. Unser besonderes Interesse gilt dem Einfluss von automatischen Prozessen bei der Entscheidungsfindung, die nicht der bewussten Kontrolle unterliegen und wahrscheinlich durch implizite Lernprozesse entstanden sind. In diesem Zusammenhang versuchen wir die Rolle bestimmter Neurotransmitter wie z.B. Dopamin und Serotonin aufzuklären. Unser Langzeitziel ist es, basierend auf unseren Forschungsergebnissen neue Ansätze zur Adipositas-Therapie und -Prävention zu generieren, die das Entscheidungsverhalten positiv beeinflussen.

Die unabhängige Nachwuchsforschungsgruppe „Entscheidungsfindung bei Adipositas: Neurobiologie, Verhalten und Plastizität“ ist Teil des Integrierten Forschungs- und Behandlungszentrums AdipositasErkrankungen und wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung finanziert. Die Nachwuchsforschungsgruppe ist ein Teil des Leipziger O’Brain-Projektes und steuert das Teilprojekt A05 zum Sonderforschungsbereich 1052 „Mechanismen der Adipositas“ bei, welcher von der Deutschen Forschungsgemeinschaft finanziert wird.

Methoden:

  • MRT – Wir nutzen funktionelle und strukturelle Magnetresonanztomographie um die Struktur, Funktion und Konnektivität des menschlichen Gehirns zu untersuchen.

  • Gustatorische und olfaktorische Stimulation – Wir nutzen einen vollautomatischen Stimulator um Geschmacks- und Geruchsreize in unseren Experimenten zu applizieren.

  • Verhaltenstests – Wir entwickeln verschiedenste Verhaltensparadigmen um Besonderheiten beim Entscheidungsverhalten und von impliziten Lernprozessen zu charakterisieren.

  • Neuropsychologie – Wir nutzen standardisierte neuropsychologische Testverfahren um kognitive Funktionen, Essverhalten und Persönlichkeitseigenschaften zu quantifizieren.

  • Physiologische Maße – Wir nutzen physiologische Maße wie z.B. die Herzrate, um physiologische Reaktionen während des Entscheidungsverhaltens und Lernens zu messen.

  • Eyetracking – Wir nutzen Information über Augenbewegungen und -position um z.B. einen Aufmerksamkeitsbias bei visueller Stimulation zu messen.

  • Genotypisierung – Informationen über genetische Variation nutzen wir, um deren Einfluss auf Gehirn, Entscheidungsverhalten, Lernprozesse und Essverhalten beim Menschen zu bestimmen.

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Wir freuen uns auf informelle Anfragen für Praktikumsplätze oder Mitarbeiterstellen.

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