Ehemalige Abteilung Psychologie

Das Forschungsprogramm der Abteilung Psychologie, die 2010 geschlossen wurde, untersuchte Wechselbeziehungen zwischen Kognition und Handlung. Der Fokus lag auf Prozessen der Planung, Kontrolle und Wahrnehmung von Handlung sowie auf der Wechselwirkung zwischen Kognition, Wille und Handlung. Theoretische Leitidee war die Annahme gemeinsamer repräsentationaler Ressourcen für Kognition, Wille und Handlung.

Eine Gruppe der Abteilung beschäftigte sich mit der Frage, wie und mittels welcher kognitiven Prozesse die Beziehung zwischen Handlungswahrnehmung und Handlungssimulation im Gehirn erklärt werden kann. Studien zeigten, dass bei der visuellen Wahrnehmung von Handlungen korrespondierende motorische Programme im Beobachter aktiviert werden. Ein möglicher Nutzen eines solchen Simulationsprozesses im Gehirn liegt darin, dass nächste Handlungsschritte anderer Personen vorausgesagt werden können, was es dem Beobachter wiederum erlaubt, die eigenen Handlungen an eine sich kontinuierlich verändernde Umwelt anzupassen.

Weiterhin untersuchten wir Handlungsziele und Bewegungen. Unter einer Handlung versteht man eine Abfolge von Bewegungen, die ein Individuum ausführt. Eine Handlung hebt sich von bloßem Verhalten oder von einer Bewegung dadurch ab, dass sie auf die Erreichung eines Ziels gerichtet ist. Unsere Abteilung war an der Rolle von Handlungszielen in verschiedenen Bereichen interessiert: Wie wirken sich beabsichtigte Handlungsziele auf die Selektion, Initiierung, Ausführung und Bewertung von Handlungen aus? Unser Forschungsinteresse galt auch dem gleichzeitigen Ablauf von Wahrnehmung und Handlung. Im Alltag hört die Wahrnehmung nicht auf, wenn man eine Handlung ausführt. Auch werden Handlungen fortgeführt, während man etwas wahrnimmt. Wahrnehmung und Handlung geschehen also gleichzeitig und können sich gegenseitig beeinflussen. Eine wichtige Frage hierbei ist, wie und unter welchen Bedingungen dies geschieht, und wie Handlung und Wahrnehmung sich gegenseitig ermöglichen.

Die Arbeitsgruppe „Entwicklung von Kognition und Handlung“ unserer Abteilung beschäftigte sich mit der frühkindlichen Entwicklung der kognitiven Mechanismen von Handlungswahrnehmung und -kontrolle. Wir nahmen an, dass selbst Säuglinge über eine abstrakte Repräsentation von Handlungen verfügen und dass diese Repräsentation sowohl bei der Wahrnehmung als auch bei der Kontrolle von Handlung in Anspruch genommen werden kann. Die Forschungsgruppe „Aufgabenteilung und Gemeinsames Handeln“ untersuchte die zugrundeliegenden kognitiven und neuronalen Mechanismen von Korepräsentation, d. h. die Fähigkeit, unsere Handlungen mit denen anderer Menschen zu koordinieren. Diese entscheidet über den Erfolg in sozialen Interaktionen. Zum Beispiel benötigen Tanzpaare außerordentliche koordinative Fähigkeiten, um ihre Tanzbewegungen aufeinander abzustimmen. Uns interessierten besonders die Fragen, welche Prozesse aufgrund der Anwesenheit eines Partners moduliert werden, unter welchen Bedingungen Korepräsentation auftritt (oder auch nicht), und ob Korepräsentation vom Bekanntheitsgrad des Partners abhängig ist. Diese Fragen untersuchten wir mit unterschiedlichen Methoden wie Reaktionszeitmessungen, EEG und Methoden der funktionellen Bildgebung (fMRI).

Zu den faszinierendsten motorischen Leistungen von Menschen und Tieren gehört die Fähigkeit, Werkzeuge einzusetzen, um gewünschte Handlungseffekte in der Umwelt zu erreichen. Menschen führen täglich zielorientierte Bewegungen aus: Manche richten sich direkt auf ein Ziel, andere werden nicht direkt zum Ort des beabsichtigten Handlungseffekts, sondern zu einem anderen Ort im Raum hin, ausgeführt. So gehen beispielsweise bei der Verwendung eines Hammers Arm und Hand nicht direkt zum Nagel, sondern vollführen stattdessen eine Bewegung im Raum, die dazu führt, dass das Ende des Hammers die gewünschte Stelle trifft. Die Forschungsgruppe „Werkzeugtransformationen“ untersuchte genau diese Koordination von Handlungswirkung, Werkzeug und der dazugehörigen Körperbewegung.

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