ERC-hMRI-Projekt:
Nicht-invasive in vivo Histologie des gesunden und erkrankten Gehirns mittels Magnetresonanztomografie (MRT)
hMRI: die Gewinnung histologischer Informationen aus MRT-Daten
Das Ziel des durch das Europäischen Research Council (ERC) geförderten Histologie-MRT-Projekts (hMRI - vom englischen Begriff ,,histology-magnetic resonance imaging“ abgeleitet, unten schematisch dargestellt) liegt darin, detaillierte Informationen über den Kortex des menschlichen Gehirns, bis dato nur durch invasive ex vivo Histologie verfügbar, in vivo durch nicht-invasive MRT extrahieren zu können. Potenzielle Anwendungen des hMRI sind vielfältig: So könnten Ärzte diverse Erkrankungen des menschlichen Gehirns, die aktuell nur post mortem durch ex vivo Histologie festgestellt werden können, durch hMRI in vivo diagnostizieren. Neurowissenschaftler könnten unter Nutzung des hMRI die Gehirnnetzwerke und die Hirnrinde des Menschen direkter als derzeit möglich untersuchen.
hMRI erfordert eine eng verflochtene Kombination der modernsten MRT-Bildgebungsverfahren, biophysikalischen Modelle und Bildverarbeitungsmethoden.
1) MRT-Bildgebungsverfahren
Die MRT-Bildgebung muss weiter entwickelt werden, um bestmögliche Datenqualität zu erreichen. Dies soll erreicht werden sowohl durch die Entwicklung neuer quantitativer Bildgebungsverfahren als auch durch die modernste technische MRT-Ausstattung, einschließlich eines 7T Siemens Hochfeld-MRTs, eines 3T Siemens Connectom Scanners mit 300 mT/m Gradienten, Skope-Feldkameras und eines Kineticor-Systemszur prospektiven MRT-Bewegungskorrektur.
2) Biophysikalische Modelle
Die grundsätzliche Beschränkung der erzielbaren Auflösung bei in vivo MRT-Bildgebungsverfahren bedeutet, dass die Mikrostrukturen des Kortex wie Neuronen nicht direkt abgebildet werden können. Stattdessen müssen wir biophysikalische Modelle nutzen, um die gemessenen MRT-Signale der darunter liegenden gemittelten Mikrostruktur zuzuordnen. Durch Inversion dieser Modelle kann man anschließend die für das hMRI benötigten histologischen Informationen aus den MRT-Daten extrahieren. Daher ist die Entwicklung und Anwendung geeigneter biophysikalischer Modelle ein zentraler Teil des Projekts.
3) Modernste Bildverarbeitung und Machine-Learning-Verfahren
Der letzte Zweig des Projekts ist die modernste Bildverarbeitung. Sie wird ebenso benötigt, um die Qualität der gewonnenen Daten zu verbessern, als auch, um die biophysikalischen Modelle durch einen Vergleich zwischen hMRI und klassischer Histologie zu validieren. Die Bildverarbeitungsverfahren, die wir entwickeln, umfassen Machine-Learning basierte Methoden, die sich als sehr nützlich für robuste Analysen großer Datenmengen erwiesen haben, und Techniken der Super-Resolution, die den Kompromiss zwischen räumlicher Auflösung, Signal-Rausch-Verhältnis (Signal-to-Noise Ratio, SNR) und Messzeit optimieren, was für MRT-Modalitäten mit niedrigem SNR und langer Messdauer wie die diffusionsgewichtete MRT unerlässlich ist.
Die Histologie-Magnetresonanztomografie (hMRI) wird nicht leicht zu realisieren sein. Wir sind jedoch überzeugt, dass sie in naher Zukunft durch die zügigen Weiterentwicklungen sowohl durch uns als auch die Gemeinschaft der MRT-Forscher möglich werden wird. Wir alle werden dann die Früchte ernten: Strukturelle Informationen über das menschliche Gehirn, die bis dato nur durch ein Mikroskop post-mortem zugänglich waren, werden in vivo verfügbar werden und potentiell die Neuropathologie und humane Neurowissenschaft revolutionieren.
ERC-Förderperiode 2014-2020