Erstklassige Neurowissenschaften: Start einer neuen Doktorandenausbildung
 

14. März 2022

DoktorandInnen eine erstklassige Ausbildung zu bieten und dabei die brillantesten Köpfe aus der ganzen Welt anlocken– das ist eines der Ziele des Max-Planck-Instituts für Kognitions- und Neurowissenschaften (MPI CBS) in Leipzig. In enger Zusammenarbeit mit der Universität Leipzig startet das Institut ab kommendem Jahr die internationale Graduiertenschule International Max Planck Research School on Cognitive NeuroImaging (IMPRS CoNI). Sie gibt besonders begabten Studierenden die Chance, unter exzellenten Bedingungen im Bereich „Kognitive Neurowissenschaften“ mit einem Schwerpunkt auf bildgebenden Verfahren wie der Magnetresonanztomographie zu promovieren. Das Besondere dabei: Jede DoktorandIn folgt einem einzeln angepassten Ausbildungsplan, durch den sich jede und jeder nach individuellen fachlichen Bedürfnissen weiterbilden kann.

 

Die IMPRS CoNI wird drei Forschungsbereiche der Neurowissenschaften zusammenbringen: die kognitiven Neurowissenschaften, die klinischen und translationalen Neurowissenschaften und die (Weiter-)Entwicklung neuer neurowissenschaftlicher bildgebender Verfahren und Modellierungsprozesse. Dabei sollen zunächst Erkenntnisse in der Grundlagenforschung gewonnen werden, die dann idealerweise später in die medizinische Anwendung übertragen werden oder darauf geprüft werden – etwa, wenn es um die Therapie von Schlaganfallpatienten oder Depression geht.   

Grundlage der Doktorandenschule ist eine enge Kooperation mit führenden regionalen und internationalen Partnerinstitutionen, darunter die Universität Leipzig, die Fakultät für Psychologie der TU Dresden und die Fakultät für Hirnforschung am University College London. Durch diese Zusammenarbeit können von Physik über Informatik bis Psychologie und Medizin die verschiedensten Fachbereiche auch auf internationaler Ebene zusammenkommen und gemeinsam die Erkenntnisse über das menschliche Gehirn erweitern.

Eine der interdisziplinären Doktorarbeiten wird sich beispielsweise mit der Tiefenhirnstimulation des sogenannten Nucleus Subthalamicus beschäftigen, einem Hirnareal, das bei der Parkinson-Krankheit eine entscheidende Rolle spielt. Aus früheren Studien ist bereits bekannt, dass eine tiefe Stimulation dieser Hirnregion den Tremor und andere Krankheitssymptome verringert. Bisher war dafür jedoch ein chirurgischer Eingriff notwendig. Die aktuelle Forschungsarbeit, an der Neuropsychologen, Neurologen und Neurophysiker beteiligt sein werden, soll untersuchen, wie sich ähnliche Erfolge auch durch Ultraschall-Neuromodulation erzielen lassen könnten. Eine Operation wäre dann nicht mehr notwendig.

Innerhalb der Schule werden in einem mehrstufigen und hochkompetitiven Verfahren jedes Jahr rund 25 neue DoktorandInnen aufgenommen. Sie widmen sich an einer der vier beteiligten Einrichtungen einem individuell zugeschnittenen Forschungsthema. Dabei werden sie eng von ihrem Thesis Advisory Committee begleitet, das zur Qualitätskontrolle der wissenschaftlichen Arbeit beitragen und gleichzeitig die Abhängigkeit der Promovierenden von einem einzelnen Wissenschaftler reduzieren soll. Sie erwartet ein begleitendes Curriculum, in dem in Vorlesungen und Workshops hochrangige WissenschaftlerInnen die neuesten Forschungsergebnisse diskutieren und neue Methoden vermitteln. Abgerundet wird das Programm durch zahlreiche Softskills-Kurse, in denen Fähigkeiten wie wissenschaftliches Schreiben, kritisches Denken sowie Zeit- und Projektmanagement geschult werden.

Besonderes Merkmal der neustartenden Ausbildung ist die Integration innovativer Lehrmethoden wie Flipped-Class Room und Blended Learning Aktivitäten. Die Lehrinhalte werden dabei beispielsweise per Lernvideos individuell erarbeitet und später gemeinsam die praktische Anwendung im Kurs durchgeführt. Ein Mixed-Reality Kurs „Neuroanatomie“ soll den Promovierenden zudem einen praktischen Einblick in den funktionellen Aufbau des menschlichen Gehirns geben.

„Aus unserer 13-jährigen Erfahrung mit unserer bisherigen Graduiertenschule wissen wir, welche erstklassigen Ergebnisse eine derart eng begleitete, international ausgerichtete Promotion hervorbringt“, sagt Nikolaus Weiskopf, Leiter der IMPRS CoNI und Direktor am MPI CBS. „Insbesondere die Möglichkeit, für einige Wochen Labore und Methoden an einer der Partnereinrichtungen kennenzulernen und sich im Rahmen von Summer Schools und Retreats mit den anderen Promovierenden austauschen zu können, stellt einen echten Mehrwert der IMPRS CoNI dar“, fügt IMPRS-Koordinatorin Veronika Krieghoff hinzu.

Der Prorektor für Forschung und wissenschaftlichen Nachwuchs der Universität Leipzig, Erich Schröger, betont: "Die wissenschaftliche Qualifikation und der wissenschaftliche Erkenntnisfortschritt werden durch die IMPRS CoNI enorm befördert. Ich freue mich darüber, nicht nur als Prorektor für Forschung und Wissenschaftlichen Nachwuchs, sondern auch als beteiligter Wissenschaftler."

Bewerben können sich ab September 2022 Kandidaten aus aller Welt, die aktuell einen Masterabschluss an einer international anerkannten Universität in einem Bereich anstreben, der fachlich an die Inhalte der IMPRS CoNI anknüpft, beispielsweise Physik, Informatik, Neurowissenschaften oder Psychologie. Die erste Kohorte wird im Oktober 2023 starten.

Hintergrund

Derzeit gibt es 68 International Max Planck Research Schools (IMPRS). Die Research Schools werden jeweils von einem oder mehreren Max-Planck-Instituten ins Leben gerufen. Sie arbeiten dabei stets eng mit Universitäten und anderen Forschungseinrichtungen, auch im Ausland, zusammen. Dadurch haben Doktorandinnen und Doktoranden erstklassige Rahmenbedingungen. Das ist ein großer Vorteil bei Promotionsprojekten, die eine spezielle Ausstattung und Forschungsumgebung voraussetzen. Mittlerweile sind etwa 80 Max-Planck-Institute an einer IMPRS beteiligt.

In den Research Schools werden in der Regel je zur Hälfte deutsche und ausländische Nachwuchswissenschaftler ausgebildet. Betreuer und/oder Mitglieder von Thesis Committees kümmern sich um sie und unterstützen die Doktoranden bei ihren Projekten. Arbeitssprache ist Englisch. Schwerpunkt der dreijährigen Doktorandenzeit ist die selbständige Forschungstätigkeit an zumeist interdisziplinären Themen, die in die Dissertation mündet. Darüber hinaus profitieren die Doktoranden von regelmäßigem Austausch in Workshops, Summer Schools oder auf Konferenzen. Das alles trägt dazu bei, verschiedene Blickwinkel auf das eigene Forschungsthema kennenzulernen.

Das Promotionsrecht liegt in Deutschland ausschließlich bei den Universitäten. Nach Abschluss der meist dreijährigen Doktorandenausbildung, in der DoktorandInnen von Betreuenden der Universitäten und der Max-Planck-Institute unter die Fittiche genommen werden, werden sie dann auch gemeinsam von diesen geprüft.

Mehr Infos auf der Website: https://imprs-coni.mpg.de/

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