Ehemalige Forschungsgruppe Sozialer Stress und Familiengesundheit
Die Weltgesundheitsorganisation hat Stress zu einer der größten Gesundheitsgefahren des 21. Jahrhunderts erklärt und geht davon aus, dass im Jahr 2020 jede zweite Krankmeldung auf Stress zurückzuführen sein wird. Paradoxerweise geschieht diese Entwicklung von Stress zur „Volkskrankheit“ zu einer Zeit, zu der klassische Stressoren wie die Bedrohung unserer körperlichen Unversehrtheit (z.B. durch körperliche Entbehrung oder natürliche Feinde) selten geworden sind. Heute ist es die menschliche Neigung, aus rein psychosozialen Gründen Stress zu empfinden, die unser Stress-System chronisch aktiviert und uns in Folge dessen anfällig für stress-assoziierte Erkrankungen macht. Die Untersuchung des Stress-Systems im sozialen Kontext, und umgekehrt, wie soziale Faktoren genutzt werden können, um unser Stress-System positiv zu beeinflussen, ist ein wichtiger Fokus der Forschungsgruppe. Ein zweiter Schwerpunkt der Gruppe ist die soziale Neurowissenschaft menschlichen Bindungsverhaltens. Hier werden die psychologischen, biologischen und neuronalen Grundlagen familiärer Beziehungen untersucht.
(1) Empathischer Stress
Eine physiologische Stressantwort wird nicht nur von denjenigen gezeigt wird, die einen Stressor direkt erfahren. Alleine die Beobachtung einer gestressten Zielperson genügt, um die Ausschüttung des Stresshormons Kortisol zu provozieren. Am stärksten ansteckend ist dabei der Stress von Menschen, die uns nahe stehen. Momentan untersuchen wir die Stressansteckung zwischen Mutter und Kind, und ob eine stellvertretende Aktivierung der Stressachse beim Kind unmittelbare Folgen auf kognitive Prozesse und langfristige Folgen auf Gesundheitsparameter hat.
Publikationen
(2) Effekte mentalen Trainings auf Gehirn, Stress-Vulnerabilität und Gesundheitsparameter
Ein weiteres Forschungsthema untersucht den differentiellen Einfluss verschiedener mentaler Trainingstechniken im Kontext einer 9-monatigen Langzeit Trainingsstudie, dem ReSource Projekt. Speziell werden die Effekte des Trainings von Aufmerksamkeitsprozessen, sowie von sozio-affektiven und sozio-kognitiven Fähigkeiten auf subjektives Erleben (Arousal, Stimmung, Gedanken), Gehirnstruktur, vegetative und hormonelle Stressparameter, Immun- und Resilienzmarker (brain derived neurotrophic factor, Telomerlänge) betrachtet.
Publikationen
(3) Soziale Neurowissenschaft menschlichen Bindungsverhaltens
Zur Untersuchung des menschlichen Bindungsverhaltens rekrutieren wir Kinder, Jugendliche und Eltern sowohl als Einzelpersonen als auch in Rahmen dyadischer Paradigmen. Zur Datenerhebung nutzen wir modernste Methoden der sozialen Neurowissenschaft, darunter funktionelle Magnetresonanz-Tomographie, Elektroenzephalografie, funktionelle nah-infrarot Spektroskopie, sowie Genetik und Epigenetik. Diese Daten werden mit etablierten Erfahrungsberichten, Video-Bewertungen und teilstandardisierten Interviews aus der Bindungstheorie kombiniert.
Publikationen