Ich bin nicht frei, ich kann nur wählen

Zwei unterschiedliche Regionen im medialen Frontalkortex sind in besonderer Weise an bestimmten Entscheidungsprozessen beteiligt...

2. April 2008

Wenn wir die Wahl haben, erleben wir oft ein Gefühl der Freiheit. Allerdings gibt es auch Situationen, in denen wir lieber jemand anderen für uns entscheiden lassen statt selbst zu wählen, zum Beispiel aus Höflichkeit, oder weil wir zu müde oder einfach gerade entscheidungsunfreudig sind.


Im Rahmen einer Kooperation zwischen der Universität von Amsterdam und dem Max Planck Instituts für Kognitions- und Neurowissenschaften in Leipzig haben sich Forscher der Frage gewidmet, was im Gehirn vor sich geht, wenn man die Möglichkeit hat zu bestimmen, ob man lieber selbst entscheiden oder aber jemand anderen entscheiden lassen möchte. Mittels funktioneller Magnetresonanztomographie konnten die Forscher zeigen, dass zwei unterschiedliche Regionen im medialen Frontalkortex in besonderer Weise an derartigen Entscheidungsprozessen beteiligt sind. Eine posterior gelegene Region, das so genannte rostrale cingulärmotorische Areal (RCZ) ist am stärksten aktiviert, wenn man sich selbst dafür entschieden hat, aus mehreren Möglichkeiten auszuwählen – also in einer Situation, die eindeutig die meisten Wahlmöglichkeiten bietet (Abb. 1).

Eine weiter anterior gelegene Region, das so genannte Brodmann-Areal 10, hingegen ist gleichermaßen aktiviert wenn man sich selbst entschieden hat, aus mehreren Möglichkeiten auszuwählen und wenn von jemand anderem bestimmt wird, dass man nicht auswählen kann - also in Situationen, in denen die Entscheidungsgewalt entweder vollständig bei einer Person selbst oder vollständig bei jemand anderem liegt (Abb. 2). Diese Ergebnisse zeigen, dass es nicht nur zählt, ob wir Wahlmöglichkeiten haben, sondern auch, wer darüber entscheidet, ob wir sie haben.

Zur Redakteursansicht