Olympischer Besuch

Max-Planck-Institut gewährt Teilnehmern der Junior-Science-Olympiade einen Blick hinter die Kulissen

15. Oktober 2010

46 junge Wissenschaftstalente aus ganz Deutschland besuchten am Donnerstag das MPI für Kognitions- und Neurowissenschaften in Leipzig. Die Schüler im Alter zwischen 12 und 16 Jahren hatten sich beim deutschen Vorausscheid der „Internationalen Junior-Science-Olympiade“ gegen mehr als 1500 Bewerber durchgesetzt. Der Wettbewerb wird seit 2004 vom Leibniz-Institut für die Pädagogik der Naturwissenschaften und Mathematik in Kiel ausgerichtet und umfasst theoretische und experimentelle Prüfungen aus Biologie, Chemie und Physik. „In diesem Jahr standen zum Beispiel Fragen zur Gentomate und zu Außerirdischen auf dem Aufgabenplan.“, beschreibt Heide Peters das Prozedere.
   
Die Leibniz-Mitarbeiterin leitet das deutsche Auswahlverfahren und begleitete die Jungforscher auf ihrer Fahrt nach Leipzig. „Der Blick hinter die Kulissen einer Forschungseinrichtung gehört zum Wettbewerb traditionell dazu, damit besonders interessierte Schüler schon früh mit potentiellen Arbeitsfeldern in der Wissenschaft in Berührung kommen.” Nach einem kurzen Überblick zu den Forschungsthemen des Instituts durch Forschungskoordinatorin Christina Schröder wurden unterhaltsame Vorträge von den MPI-Forschern Daniela Sammler („Musik- und Sprachverarbeitung im Gehirn beim Hören von Songs“) und Tom Fritz („Verarbeitung von Musik und Emotionen im menschlichen Gehirn“), gehalten, die danach noch ausgiebig mit Fragen gelöchert wurden.

„Es ist schön, so junge interessierte Menschen für unsere Forschung begeistern zu können”, sagt Daniela Sammler, die mit den Schülern besprach, ob Melodie und Text bei einem Lied von unterschiedlichen Hirnarealen verarbeitet werden und ob Musikhören beim Lernen stört oder eher hilfreich ist. “Mit der Heranführung an die Wissenschaft kann man ja nicht früh genug anfangen”, ergänzt Tom Fritz, der den Schülern seine Forschung in Afrika vorstellte, bei denen er untersuchte, ob westliche Vorstellungen von trauriger Moll- und fröhlicher Dur-Musik universell oder von Kultur zu Kultur verschieden sind.

Überrascht waren die Forscher davon, wie informiert und selbstbewusst die Schüler im Nachhaken waren, selbst bei komplexen Fragen der Methodik. Mitunter glich die Fragerunde einer Fachdiskussion unter Kollegen – “Könnte man das nicht anders deuten?” – “Darf man mit der EEG-Haube in den Magnetresonanztomografen gehen?”, “Macht es für das Gehirn einen Unterschied, ob man die Sprache spricht, in der ein Sänger singt?”, Müsste die Hirnaktivierung bei Profimusikern nicht anders aussehen als bei anderen?” Sammler:“Zum Teil waren das genau die Fragen, an denen sich die aktuellste Forschung gerade abarbeitet.”

“Möglicherweise haben sich manche heute schon Ideen mitnehmen können – irgendwann sehen wir sie vielleicht als Doktoranden wieder“, hofft Christina Schröder. Am MPI forschen derzeit etwa 200 Wissenschaftler und Doktoranden aus verschiedensten Fachbereichen – etwa Psychologie, Physik und Medizin, aber auch viele Linguisten, Musik- und sogar Sportwissenschaftler.

Die 12jährige Anne Omlor aus dem Saarland, eine der jüngsten Teilnehmerinnen, könnte sich jedenfalls gut vorstellen, später selbst in die Forschung zu gehen – “am liebsten als Medizinerin”. Johannes Petzold, 15, vom Leipziger Ostwald-Gymnasium hat noch keine so konkreten Ziele, aber fand die vorgestellte Forschung ungeachtet dessen sehr spannend.

Am morgigen Freitag geht es für die klugen Köpfe zum Bundesfinale in Merseburg, wo die besten sechs feierlich zur wissenschaftlichen U-18-Nationalmannschaft gekürt werden. MPI-Forschungsgruppenleiter Jonas Obleser wird dann den Besuch erwidern und einen Festvortrag zum Thema “Vom Geräusch zur Bedeutung – Wie Hören und Sprache zusammenhängen” halten.

Die neuntägige Olympiade findet jedes Jahr Anfang Dezember im jeweiligen Gastgeberland statt. In dieser Zeit treten die Schüler in theoretischen und experimentellen Wettbewerben gegeneinander an. Gastgeberländer waren bisher Indonesien, Brasilien, Taiwan, Korea und Aserbaidschan. Deutschland schneidet normalerweise sehr gut ab.


Dieses Jahr gibt es allerdings einen Wermutstropfen: Die Sieger des Bundesfinales werden Anfang Dezember nicht zum internationalen Wettbewerb fahren können, weil über die Sicherheitslage am Austragungsort Abuja in Nigeria Besorgnis bei Eltern und Lehrkräften bestand. Dafür sind sie vom 17. – 19. November nach Berlin und Potsdam zu einem hochkarätigen Festkolloquium eingeladen.
Wir drücken den Teilnehmern die Daumen für die nächste Runde und wünschen alles Gute für ihren weiteren Weg!

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